Votum zur Bürgermotion „Stadtbachöffnungen Innenstadt“

An der Einwohnerratssitzung vom 20.11.2023 hat Samuel Marti für die Fraktion der Grünen ein Votum gehalten:

„Da wo Wasser ist, da ist auch Leben.“ Dieses Zitat soll in diesem Fall keine Eröffnung einer Taufmesse sein und auch nicht in seinem festen Aggregatszustand auf das Eisfeld im Schachen Bezug nehmen, sondern spiegelt die lebendige Atmosphäre der Altstadt wider. Besonders im Frühling, Sommer oder Herbst, wenn (das Leben sich draussen in den Gassen abspielt,) Kinder in den Stadtbächen spielen oder traditionelle Veranstaltungen wie der Maienzug oder Bachfischet stattfinden.

Wir Grünen unterstützen die Bürgermotion generell, aus folgenden Gründen:
Die Stadtbachöffnungen würden aus unserer Sicht die Anziehungskraft der Innenstadt noch weiter steigern, sowohl für Familien als auch für lokale Geschäfte und den Tourismus. Denn die Stadtbachläufe sind, wie schon erwähnt, ein wichtiges Symbol unserer Aare Stadt. Fast ebenbürtig zu den schönen Dachgiebeln. Es ist uns wichtig, die Anliegen der Bürgerinne und Bürger ernst zu nehmen und zu unterstützen. Dieses Thema wird bereits länger verfolgt. 2018 ist im Einwohnerrat ein ähnlicher Vorstoss, mit der Ablehnung des Rückweisungsantrags zum „Hochwasserschutz der Vorderen Vorstadt“, nur sehr knapp gescheitert. Genau genommen wegen 1 Stimme. Dieser Vorstoss hat unter anderem die Mitplanung der Offenlegung des Stadtbachs gefordert. Aus unserer Sicht wäre darum jetzt die Gelegenheit, Machbarkeitsstudien für die drei Standorte durchführen zu lassen und Vor- und Nachteile genauer abzuwägen.

Angesichts der bestehenden Hitzeinselproblematik in der Innenstadt bietet die Öffnung der Stadtbäche die Chance, den Kühlungseffekt zu evaluieren und somit das Stadtklima zu verbessern.

Aufgrund unterschiedlicher städtebaulicher Situationen und unterschiedlicher zeitlicher Dringlichkeit werden die drei Standorte allerdings separat betrachtet. Aus unserer Sicht völlig richtig.

Ich gehe in aller Kürze auf die 3 Strassenzüge noch einzeln ein:
Zur Hinteren Vorstadt: Der bis vor kurzem offen gelegte Stadtbach in der Hinteren Vorstadt zeigt, dass die Offenlegung technisch und praktisch, auch unter Berücksichtigung der Sicherheit und der Zulieferung mit Transportfahrten, grundsätzlich machbar ist. Mit der im nächsten Jahr geplanten Pflasterung könnte eventuell noch zugewartet werden, um Hand in Hand planen zu können. Auf jeden Fall sollten die Bewohnerinnen und Bewohner und das ansässige Gewerbe der betroffenen Straßenzüge in die Diskussion einbezogen werden, damit ihre Bedürfnisse und Wünsche berücksichtigt werden. Es gab allerdings auch kritische Stimmen innerhalb unserer Fraktion. Die engen Platzverhältnisse und der Stadtbach, der nahe an der Hausmauer verläuft (und darum die Aussenbestuhlung durch Gewerbe teils erschweren könnte), wurde bemängelt. Eine Kombination aus offenem und mit einer Plattform abgedecktem Stadtbach (z. Bsp vor der Gelateria Peppino) zeigt aber, dass eine attraktive Umsetzung möglich wäre. Wir werden hierzu unterschiedlich stimmen.

Die Vordere Vorstadt: Eine Kombination aus den in der Botschaft des Stadtrates vorgestellten Varianten 2 und 3 mit Bachrinne und/oder Dekorinne könnte die Fußgängerzone zur Strasse hin stärker abgrenzen und sicherer machen. Dies wertet nicht nur die Aufenthaltsqualität im Strassenraum auf, sondern kommt auch dem Gewerbe zugute. Ich würde mich da dann schon eher aufhalten wollen als zur gegebenen Situation. Der Abschnitt zwischen Rain und Ziegelrain – zugegeben ein anspruchsvoller Knotenpunkt – sollte unabhängig betrachtet werden, so dass die öffentlichen Busse diesen Abschnitt weiterhin gut befahren können. Wir werden deshalb grösstenteils Ja stimmen.

Zwischen den Toren: Die Evaluation zur Nutzung der Markthalle und des Areals beim Färberplatz soll abgewartet werden. Wir würden eine Zusicherung zur Überprüfung der dortigen Möglichkeiten auf jeden Fall begrüssen, auch im Sinne einer attraktiven Arealplanung und -verbesserung. Wir werden hierzu geschlossen Ja stimmen.

Fazit: Es ist uns wichtig, zuerst Vor- und Nachteile auszuarbeiten und zu gewichten, um einen fundierten Entscheid fällen zu können, der nicht nur auf finanziellen Überlegungen basiert. Eine sorgfältige Prüfung sowie die Beteiligung der betroffenen Bevölkerung sind entscheidend. Der aktuelle Zeitpunkt bietet die Möglichkeit, Machbarkeitsstudien durchzuführen und eine nachhaltige Stadtplanung zu verfolgen, die langfristige Gewinne für die ganze Stadt bringt. Aus diesen Gründen empfehlen wir die vorliegende Bürgermotion zu unterstützen und danken den Initianten.

Samuel Marti

Einwohnerrat, Vorstand
Samuel ist Sekundarschullehrer, Kulturvermittler und Leiter HR/Administration der Veranstaltungsreihe guerillaclassics in Zürich. In seiner Freizeit spielt er leidenschaftlich gerne Gitarre, singt beim ASTOR Chor, erholt sich gerne an der schönen Aare, macht OL und wohnt im Zelgliquartier.