Kommentar zur Beantwortung „Nachhaltigkeit von städtischen Apéros“

Hannah Wey hat in der Einwohnerratssitzung vom 22. Januar 2024 auf die Beantwortung des Stadtrats auf ihre Anfrage reagiert:

Zuerst, bevor ich morgen in der AZ als militante Veganerin betitelt werde: Ich habe nichts dagegen, wenn an einem Apéro neben vielem anderem etwas Fleisch und Käse aufgetischt wird. Im Falle vom Waldapéro vielleicht ein Wildschweinwürstli aus lokaler Jagd.

Die Fleischmenge, welche am Waldapéro aber tatsächlich aufgetischt wurde, übersteigt das Mass aller Dinge mehrfach – auch für Leute, welche regelmässig Fleisch essen.

Ich bin mit der Antwort des Stadtrats nur teilweise zufrieden – diesen Ausdruck habe ich von Urs W. gelernt. Es gibt nämlich in der Antwort zwei aus wissenschaftlicher Sicht falsche Behauptungen, welche vom Stadtrat leider nicht widerlegt werden. In Frage 1 wird aufgezählt, warum der Waldapéro aus meiner Anfrage als nachhaltig angepriesen wurde, sogar auf Social Media.

1)    «Der Apéro wurde als nachhaltig bezeichnet, denn es wurde umweltfreundliche Verpackung und wiederverwendbares Geschirr verwendet.»

Das ist lobenswert, aber leider ungenügend. In der Ökobilanz von Lebensmitteln kommt es nämlich vor allem die inneren Werte drauf an. In unserem Fall: Fleisch mit einer miserablen Ökobilanz.

2)    «Der Apéro wurde als nachhaltig bezeichnet, denn die Produkte wurden regional produziert.»

Aber Fleisch ist nicht nachhaltig, nur weil es regional produziert ist. Denn auch die regionale Tierhaltung verursacht grosse Umweltschäden – sei es Klimawandel, Nährstoffüberschuss oder geringere Biodiversität. Dies zeigt sich zum Beispiel am Hallwilersee. Diesen müssen wir – wegen der intensiven Tierhaltung– seit Jahren für Millionen von Steuerfranken künstlich belüften. Gerade vor Weihnachten ist ein interessanter DOK auf SRF erschienen, welcher dieses Thema behandelt. Auch unser Wald wird genannt. Die Waldexpertin vergleicht die momentane Waldsituation mit einer Person, welche sich die ganze Zeit nur von Pommes Frites ernährt. Das tönt nicht gesund.

Ich bitte den Stadtrat, in Zukunft wissenschaftliche Falschaussagen zu berichtigen – am besten noch bevor diese auf Social Media landen. Wir alle stehen in der Verantwortung.

Es sind nicht nur die Landwirt:innen in der Pflicht, welche sich meiner Erfahrung nach übrigens sehr viele Gedanken zu ihrer Bewirtschaftungsart machen. Es sind nicht nur die Konsumenten und Konsumentinnen, nicht nur die Grossverteiler. Sondern auch wir Politiker:innen und unsere schöne Stadt als Vorbild.

Hannah Wey

Einwohnerrätin, Vorstand
Hannah ist Umweltingenieurin und hat sich auf die Themen Grundwasser, Luftqualität und Landwirtschaft spezialisiert. In ihrer Freizeit spielt sie gerne Oboe und Saxophon oder geht in den Alpen wandern.