Votum von Susanne Klaus zum Kredit Kulturhauptstadt Aarau
Geschätzte Anwesende
Was darf es kosten, Kulturhauptstadt zu werden, oder vielmehr: Was ist es wert, Kulturhauptstadt sein? Und gibt es eine andere Messeinheit als Geld, z. B. Freude an Kultur, zusammen Kultur erleben, zusammen Kultur gestalten, gemeinsam eine stolze Kulturhauptstadt sein, wir alle als Aarauerinnen und Aarauer…
Ich habe ChatGPT gefragt, was Kultur Positives bewirken kann, hier ein paar Antworten:
- Kultur stiftet ein Gefühl von Heimat, verbindet Menschen miteinander und stärkt den sozialen Zusammenhalt.
- Kultur erweitert den Horizont. Sie ermöglicht neue Sichtweisen, fördert kritisches Denken und den Austausch zwischen unterschiedlichen Perspektiven.
- Studien zeigen: Kulturelle Teilhabe kann Stress reduzieren, Resilienz stärken und die psychische Gesundheit verbessern. Kunst aktiviert Emotionen und schafft Momente der Freude und Entspannung.
- Kultur schafft Räume, in denen Menschen sich äussern, beteiligen und mitgestalten können. Sie stärkt demokratische Kompetenzen und gesellschaftliches Engagement.
- Kultur steigert die wirtschaftliche Attraktivität einer Stadt, indem sie Kunst, Veranstaltungen und Tourismus belebt. Ihr grösster Wert liegt jedoch im Beitrag für Menschen und Gesellschaft, auch wenn sich dieser nicht in Franken ausdrücken lässt.
Kurz gesagt:
Kultur macht Menschen empathischer, offener, gesünder, kreativer und gemeinschaftsfähiger und vor allem Glücklicher Sie ist kein Luxus, sondern ein zentraler Bestandteil einer lebendigen und zukunftsfähigen Gesellschaft.
Die Stadt Aarau hat viel an Kultur zu bieten, worauf wir absolut stolz sein dürfen. Ich weiss, dass in diesem Rat niemand unsere Aarauer Kultur infrage stellt (dies hoffe ich zumindest). Für einige, das haben wir nun gehört, ist das kulturelle Angebot ausreichend und die Bewerbung als Kulturhauptstadt unnötig und zu teuer.
Wir Grünen sehen das anders: Wenn wir gewinnen und Kulturhauptstadt werden, sind wir überzeugt davon, dass dies
- für die bestehende Kulturszene ein grosser Gewinn ist
- dadurch neue Kooperationen gefördert werden können
- es einen längerfristigen Nutzen haben wird für die Kulturszene (Wahrnehmung, Sichtbarkeit, Legitimation etc.)
Und dies über das Jahr als Kulturhauptstadt hinaus.
Was braucht es unserer Sicht dafür:
- das Abholen und Einbeziehen der bestehenden Kulturszene
- das Abholen und Einbeziehen der Bevölkerung
Was braucht es nicht:
- klotzige Veranstaltungen (wie die Bühne auf der Aare beim Fest 200 Jahre Helvetische Republik von 1998 unter dem Motto «Allons-y, Argovie»)
- neue Infrastruktur
In der FGPK wurde seitens des Stadtrats die Strategie vorgestellt, und auch wenn man noch nicht alles preisgeben wollte (immerhin möchte man den anderen Bewerberinnen nicht schon alle Trümpfe verraten), hat uns diese überzeugt. So soll das Projekt genau auf den vorhandenen Ressourcen aufgebaut werden, die bestehende Kultur einbezogen und die Bevölkerung eingeladen werden, mitzuarbeiten, und dies in einer kreativen und partizipativen Art.
Die Ideen der Stadt bestechen durch Schlichtheit und Bescheidenheit, und genau diese Eigenschaften entsprechen unserer Stadt. Ich für meinen Teil bin von Herzen davon überzeugt, dass der Wert, ein Jahr lang Kulturhauptstadt zu sein, gross ist, die Kultur der Stadt darüber hinaus prägen wird, und dies in einem grösseren Umfang als die 2.5 Millionen, die wir hoffentlich heute sprechen werden.
Seien wir mutig und wagen wir es.