Projekt Optimierung Kraftwerk Aarau

Bekannterweise ist uns Grünen der nicht produzierte Strom (sprich Energiespar- sowie Effizienzmassnahmen) am liebsten. Wenn Energie gebraucht wird, dann soll sie aber aus erneuerbaren Quellen kommen, weshalb wir den geplanten Kapazitätsausbau des eniwa Kraftwerks grundsätzlich begrüssen. Nebst der Produktionssteigerung ist aus unserer Sicht insbesondere erfreulich, dass die Lärmemissionen mit dem neuen Kraftwerk voraussichtlich deutlich gesenkt werden können.

Uns ist bewusst, dass es bei einem solchen Projekt immer um eine Güterabwägung geht zwischen möglichst viel erneuerbarer Energie (zu möglichst tiefen Gestehungskosten) und möglichst kleinen Eingriffen in die Natur. Während wir uns bezüglich ersterem gerne auf die Einschätzungen der eniwa verlassen, möchten wir den Fokus unserer Mitwirkung insbesondere auf die ökologischen Auswirkungen und Verbesserungsmöglichkeiten des Projektes legen:

Mit der Entfernung der Unterwasser-Terrasse des Mitteldamms und der Sanierung des Betons auf dem Grund gehen auf einen Schlag fast alle bestehenden Wasserpflanzen verloren und sämtliche Orte, die sich potenziell als Laichgründe und Kinderstuben für Fische und benthische Wasserinsekten eignen. Die vorgeschlagenen Ersatzmassnahmen in Ufernähe sind sinnvoll, aber nur in grösseren Mengen. Wir haben drei Forderungen und eine Frage:

  • Die Ersatzmassnahmen in Ufernähe brauchen eine verbindliche Mindestfläche. Die neu zu schaffenden ökologisch wertvollen Unterwasser-Habitate müssen mindestens dieselbe Fläche abdecken wie jene, die mit dem Mitteldamm verloren gehen. Die Substrattiefe der Ersatzlebensräume in Ufernähe muss mindestens so tief sein wie jene der bestehenden Habitate am Mitteldamm.
  • Bei der Schaffung der Ersatzlebensräume müssen regionaltypische Ökotypen von Wasser- und Uferpflanzen gezielt angepflanzt und/oder angesät werden. Die Erfahrung aus bisherigen Renaturierungen hat gezeigt, dass ohne diese Massnahme invasive Pflanzen die neuen Nischen oft schneller besiedeln und dabei eine suboptimale Vegetation entsteht. Diese wiederum könnte invasiven Tierarten wie der Schwarzmeergrundel den Weg bereiten, was allerdings noch nicht abschliessend geklärt ist. So oder so: Vorsicht ist besser als Nachsicht.
  • Mindestens ein Teil des Substrats vom Mitteldamm muss auf die Ersatzlebensräume übertragen werden, um einen Fortbestand der darin lebenden Fauna zu ermöglichen. Auch dies beugt der ungewollten Ansiedlung invasiver Arten vor.
  • Wurde bereits evaluiert, ob nicht auch am Grund des Kanals ohne grössere Verluste bei der Fliessgeschwindigkeit ein Streifen geöffnet und renaturiert werden könnte?

Die statt eines Naturschutzgebiets vorgeschlagene Schwemmwiese muss aus unserer Sicht unbedingt vom ersten Tag an struktur- und artenreich gestaltet werden. Mittels Direktsaatgutübertragung durch den Kanton und Regio Flora sowie der Anlage von Kleinstrukturen wie Asthaufen, Steinstrukturen, temporären Tümpeln und Wildhecken ist dies einfach und günstig zu bewerkstelligen.

Etwas Sorge bereitet uns der Wegfall des Mitteldamms als Naherholungsgebiet. Im Gegensatz zu den benachbarten Auenwäldern hat der Mitteldamm über dem Wasserspiegel keinen allzu hohen ökologischen Wert und eignet sich damit gut als Wegstrecke. Wir befürchten, dass die Jogger und Spaziergängerinnen, die jetzt den Mitteldamm frequentieren, auf sensiblere Ökosysteme ausweichen und die dortige Natur noch stärker beeinträchtigen werden. Wurde die Idee bereits evaluiert, den Mitteldamm durch einen Steg zu ersetzen, wie man ihn beispielsweise im Zürichsee bei Freienbach und Pfäffikon SZ findet? Ein Fussgängersteg, wie der Mitteldamm zugänglich von beiden Ufern, könnte dieselbe Aufenthaltsqualität bieten wie dieser, nähme unter Wasser kaum Raum ein, und die Waldwege und Kiesbänke am Restwasserkanal müssten nicht mit einer höheren Beeinträchtigung klarkommen. Er könnte zeitgleich mit der Sanierung des Betons im Boden verankert werden oder streckenweise sogar schwimmend, ganz ohne Verankerung, gestaltet werden. Falls ein Steg nicht in Frage kommt, sollten andere «Lenkungsmassnahmen» geprüft und ergriffen werden, um den Wegfall des Mitteldamms zu kompensieren und die umliegenden Gebiete zu schützen.